Brasilianisches Feuer im Harz

Südamerikanerin absolviert Freiwilliges Jahr in Wohnheim für Menschen mit Behinderung

Paula Michaelsen Graf begeistert die Bewohner des Behindertenwohnheims „Thomas Müntzer“ mit brasilianischem Charme. Die Südamerikanerin arbeitet dort als Praktikantin.

„Bom dia“ ist protugiesisch und heißt Guten Morgen. Tag für Tag wird Paula Michaelsen Graf mit diesen Worten begrüßt. Die 21-jährige Praktikantin ist Brasilianerin und hat die Bewohner des Wohnheims „Thomas Müntzer“ längst mit ihrem südamerikanischen Feuer angesteckt. In der Wernigeröder Behinderteneinrichtung absolviert die junge Frau ein Freiwilliges Soziales Jahr. „Ich wollte das Land meiner Vorfahren kennenlernen“, sagt Paula Michaelsen Graf. „Auch deshalb bin ich hier.“ Ihre Familie stamme aus Deutschland, lebe aber bereits seit sieben Generationen in Brasilien.

Und die junge Frau hat sich gut in Wernigerode eingelebt, Heimweh Fehlanzeige. „Im Heim wird gelacht, gesungen und getanzt“, erzählt sie von ihrer Arbeit. Wenn sie morgens zur Arbeit kommt, dann frühstückt sie gemeinsam mit den Frauen und Männern.

Einmal in der Woche spielt die Musikstudentin Gitarre mit einigen ihrer Schützlinge. In der Ergotherapie wird auf den Tasten des Keyboards geklimpert. Die Beschäftigungen sind auf die einzelnen Bewohner abgestimmt, um sie fi t zu machen, für den Alltag. „Ein bisschen Sprachunterricht ist immer dabei.“

Bisheriger Höhepunkt ihres Praktikums sei der brasilianische Tag gewesen, den Paula Michaelsen Graf vor einigen Wochen in dem Wohnheim veranstaltet hat. Zum Mittagessen kochte sie mit den Bewohnern schwarze Bohnen mit Reis. „Ein typisch brasilianisches Gericht“, sagt die Praktikantin. Über eine Leinwand liefen Fotos mit Motiven aus dem Brasilien der Musikstudentin, die den Frauen und Männern ihr Heimatland in diesen Stunden ein bisschen näher gebracht hat.

„Die Bewohner lieben Paula“, sagt Birgit Tank. Für die Einrichtungsleiterin ist die Brasilianerin die erste Ausländerin, die ihren Freiwilligendienst in dem Wohnheim der Gemeinnützigen Gesellschaft für Sozialeinrichtungen in Wernigerode (GSW) absolviert. „Paula ist ein Glücksgriff für uns.“ Sie bereichere die Arbeit mit den Bewohnern im Heim.

Und auch die junge Brasilianerin profitiert von den Erfahrungen, die sie in Wernigerode gesammelt hat und noch sammeln wird. Nach ihrem Praktikum will die Musikstudentin in ihre Heimat zurückkehren und Musiktherapie studieren. Später möchte sie mit Behinderten, Senioren und Kindern arbeiten.

Im Wernigeröder Wohnheim „Thomas Müntzer“ leben 43 Frauen und Männer mit seelischen Behinderungen und psychischen Erkrankungen.

Quelle: volksstimme.de