Ein neues Gesicht: Michelle D.

Zuerst kurz zu mir: ich heiße Michelle, bin 20 Jahre alt und komme aus Halberstadt. Ich befinde mich gerade im dritten Ausbildungsjahr zur Ergotherapeutin. Während meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin durchlaufe ich verschiedene Praktika in unterschiedlichen Bereichen. Für das Praktikum im psychosozialen Bereich hat es mich zum Haus „Thomas Müntzer“ gezogen.

Schon von Beginn an wurde ich freundlich empfangen und in das Team der Tagesförderung mit eingebunden. Der Sinn eines Praktikums ist das Erlernen der praktischen Arbeit eines Ergotherapeuten und das dementsprechende Umsetzen des theoretischen Wissens aus dem Schulunterricht. Eine der zentralen Aufgaben meines Praktikums war es, einen Bericht zu einem Bewohner zu verfassen. Denn um so einen Bericht zuschreiben, benötige ich viele Informationen über einen Klienten, wodurch es wichtig ist, dass ich mich mit dieser Person des Öfteren treffe und intensiv auseinandersetzen müsste, um diese Informationen sammeln zu können. Zu der Aufgabe einen Bericht zu schreiben kommt noch die Aufstellung einer Therapieeinheit mit diesem Klienten, die unter dem Begriff „Sichtstunde“ abgehalten wird. Zu der Sichtstunde kommt meine Lehrerin, schaut sich diese an und bewertet deren Ausführung im Zusammenhang mit dem Bericht.

Nach Absprache mit meiner Anleiterin und dem Zustimmen eines Bewohners, dies mit mir zu erarbeiten, konnte meine Arbeit so richtig losgehen. Zum Anfang eines Berichts wird eine Anamnese erhoben und niedergeschrieben. Hier werden so viel wie möglich an Informationen zu den Themen Krankheitsverlauf, Familie/soziales Umfeld, Schulzeit/Berufsleben, aktuelle Situation, Einnahme von Medikamenten, therapeutische Maßnahmen und Hilfsmittel gesammelt. Durch das Anamnesegespräch mit dem Bewohner konnte ich viel über ihn erfahren und reichlich Daten erfassen. Wir erreichten recht schnell ein gutes Vertrauensverhältnis, sodass sich der Bewohner gegenüber mir öffnen konnte.

Der nächste Schritt ist das Erstellen der ergotherapeutischen Diagnostik. Hier werden zahlreiche Kompetenzen aus verschiedenen Bereichen untersucht, bewertet und erläutert. Unter anderem habe ich folgende Bereiche betrachtet: der emotionale, kognitive, sozioemotionale und der psychomotorische Bereich. Die benötigten Informationen habe ich durch Beobachten oder direktes Testen durch verschiedene Aufgaben sammeln können.

Wenn die Diagnostik fertiggestellt wurde, wird anhand der größten Defizite die Zielhierarchie aufgestellt. Eine Zielhierarchie besteht aus einem Rehabilitationsziel, an dem alle Professionen arbeiten, einem Richtziel, an dem Ergotherapeuten arbeiten, zwei bis drei Grobzielen, die in mehreren Therapieeinheiten erreicht werden sollen, und mehreren Feinzielen, die jeweils für eine Therapieeinheit geschrieben und in dieser erreicht werden. Aus den Defiziten und Ressourcen entnommen, kam die Idee auf, ein Haus aus Sperrholz herzustellen und dieses zu bemalen. Daraufhin verfasste ich eine Therapieeinheit, die im Rahmen der Sichtstunde, stattfinden sollte.

Dann kam der Tag aller Tage, meine Lehrerin besuchte die Einrichtung. Damit konnte die Sichtstunde beginnen. Der Bewohner bekam als Erstes die Aufgabe, drei Motive, die ihn als Person ausmachen, auf die Seitenflächen des Hauses, welches in den vorherigen Therapieeinheiten hergestellt wurde, zu malen. Daraufhin sollte er die noch freien Flächen des Hauses in den Farben, die er möchte, bemalen. Auch wenn das Haus in der Sichtstunde nicht fertiggestellt werden konnte, war diese ein voller Erfolg. Der Bewohner war stolz darauf, wie er das Haus bisher gestaltet hatte und, dass er die Therapieeinheit mit dem zusätzlichen Beobachten durch meine Lehrerin und meiner Anleiterin gut aushalten konnte.

Zuletzt möchte ich mich nochmals bedanken für die schöne Zeit, die ich hier im Haus „Thomas Müntzer“ während meines Praktikums erleben durfte. Ich konnte viele neue Erkenntnisse erlangen und mein praktisches Arbeiten weiter beüben. Die Arbeit mit den Bewohnern bereitete mir viel Freude. Leider rast die Zeit immer, wenn einem etwas viel Spaß macht und so sind die zweieinhalb Monate schon rum und mein Praktikum neigt sich dem Ende. Obwohl der Abschied naht, weiß ich, dass ich zu Besuch wiederkommen werde.