Fortbildung: Störend oder gestört?
Am 15. Mai konnte ich in der Akademie für Fort- und Weiterbildung „Wannseeschulen für Gesundheitsberufe“ in Berlin eine Fortbildung bei Dr. Bechem besuchen. Nachdem wir freundlich begrüßt wurden, ging es gleich zum Thema über: „Störend oder gestört? Umgang mit psychiatrischen Patienten/Patientinnen“. Zu unserem leiblichen Wohl war mit verschiedenen Warm- und Kaltgetränken, mit Obst und Gebäck gesorgt. In der Mittagspause gab es zum kleinen Preis ein leckeres Essen.
Herr Dr. Bechem reichte allen teilnehmenden Personen ein Handout, welches seine Präsentation untermauerte und sich für uns als sehr hilfreich erwies. So konnte man dem Vortrag chronologisch gut folgen. Im Weiteren konnten darin Tipps für den Umgang mit Manikern, mit suizidalen Menschen, Borderlinern, Süchtigen und auch aggressiven Menschen nachgelesen werden. Außerdem wurden auch wirksame Strategien für den Umgang mit den Erkrankten vorgestellt. Die bedeutenden Krankheitsbilder Schizophrenie und Depression wurden im Eingangsvortrag sehr umfangreich und ausführlich behandelt. Diese Themen nahmen den längsten Teil der Fortbildung ein. Unser Dozent gestaltete seine Ausführungen sehr anschaulich und verständlich, viele Beispiele aus seiner ärztlichen Praxis untermauerten seine Ausführungen. Somit blieb es bis in den Nachmittag hinein spannend und interessant. Viele Fragen der TeilnehmerInnen wurden durch den Dozenten zeitnah und verständlich anhand von Beispielen beantwortet. Wir wussten, dass die eigene „Realität“ der Patienten und Patientinnen für gesunde Menschen nur schwer nachvollziehbar sind, sie sollte aber immer als die Wahrnehmung der Erkrankten anerkannt und akzeptiert werden. Durch die Arbeit mit den erkrankten Menschen, waren uns natürlich auch viele Schwierigkeiten bekannt, wir erfuhren aber, wie man professioneller mit ihnen umzugehen vermag.
Klares und direktes Kommunizieren ohne Zweideutigkeit sind in der Arbeit mit den Patienten hilfreich und notwendig. Sport und Bewegung helfen diesen besonders bei motorischer Unruhe. Da die Angst eine andauernde belastende Begleiterscheinung sein kann, ist es wichtig, mit den Patienten zu klären, was hilfreich sein könnte und wieviel Nähe bzw. Distanz er im Umgang mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen benötigt. Die Gabe von Medikamenten ist ein notwendiger Zweig in der Behandlung, diese verursachen wie bekannt Nebenwirkungen, die ernst zu nehmen sind. Auch sollten die Gespräche stets kurz bleiben und das langsame sowie ruhiges Sprechen sei zu bevorzugen. Als sehr wichtig wird erachtet, dass Gedankengänge gut durch Hobbys, die Einbeziehung in den Alltag und in normale Tätigkeiten im Tagesverlauf kurzzeitig durchbrochen werden können. Zeitweilig ist einfache Anwesenheit in schlimmeren depressiven Zeiten sinnvoller, als Aktivität oder Trost.
In diesen Momenten gibt es die 5 „bösen B´s“: Beruhigen, Besänftigen, Beschwichtigen, Beschönigen, Bagatellisieren, die für den Umgang mit Erkrankten nicht hilfreich sind. Eine wirklich gute Möglichkeit wäre erfahrungsgemäß der Auftrag: „Beschreiben Sie mir Ihren Zustand mit einem Bild!“
Im weiteren Verlauf der Fortbildung wurde das große Thema der Persönlichkeitsstörungen behandelt. Wir erfuhren, dass es empfehlenswert sei, mit den Klienten systematisch verschiedene Fragen zu bearbeiten: Was möchte ich? Was tut mir gut? Was ist mir wichtig?
Was will ich nicht? Zum Schluss hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit zwischen den Themen Manie, Suizid, Borderline-Syndrom, Sucht, Aggression, Angst oder Demenz zu wählen. Dieses fiel ihnen jedoch sehr schwer, da alle Themen den Teilnehmenden interessant erschienen. Somit konnten alle auch am Nachmittag den Ausführungen von Dr. Bechem gespannt folgen. Zusammenfassend muss eingeschätzt werden, dass uns mehr Zeit hätte zur Verfügung stehen müssen, um alle Inhalte genauer durchdringen zu können. Dennoch waren die Ausführungen für die Arbeit mit den erkrankten Menschen außerordentlich hilfreich.
Ines Bläß
Wernigerode, 05.06.2023