I know it’s over – Praktikumsbericht von Araceli González Núñez

I know it’s over
And it never really began
But in my heart it was so real

The Smiths

Die Zeit vergeht sehr schnell und das Leben auch. Die Wolken ziehen vorbei und der Wind pfeift hier in Wernigerode. Ich frage mich täglich, was habe ich hier gelernt? Bin ich die dieselbe Frau? Was gibt es, um zu erinnern? Und gibt es natürlich viele Antworten dafür. In diesem Bericht will ich zuerst AFS Mexiko, GSW und Deutschland danken, weil dieser Traum möglich wurde und ich werde all diese Erfahrung niemals vergessen. Ich bin sehr dankbar mit euch und ich sage das von ganzem Herzen. Vielen Dank!

Was kann ich kurz erzählen? All diese Erfahrungen haben im August letztes Jahr angefangen und in diesem Moment wusste ich nicht genau, was wird passieren. Die Tage in IBH Hamburg vergingen auch zu schnell und ich musste nach dem Walde fahren, ich musste eigentlich nach Wernigerode reisen und ich wusste nur, dass der Wald etwas Neues war. Wernigerode ist ein „kleines Dorf“, aber es ist ganz zauberhaft. Wernigerode liegt im Harz, wo die Träume im Wald entdeckt werden, aber das braucht ein bisschen Zeit, um es genau zu kennen.  Zuerst war es nicht einfach für mich, ich wollte nach Mexiko zurückkehren, weil mein Projekt nicht einfach war und ich hatte so viele Fragen im Kopf gehabt. Ich habe mit meiner Hostpeer darüber gesprochen und ich habe auch eine gute Freundin entdeckt. Ein bisschen später habe ich auch einen Brief an AFS geschrieben und ich habe alles erzählt. Dann habe ich bald eine Antwort bekommen und die Sachen veränderten sich. Aber diesmal hat alles sehr gut angefangen. Mein neues Projekt ist bis heute nur Liebe und Lehrzeit und ich bin auch sehr dankbar dafür. All die Menschen hier sind ganz lieb. Dann hatte ich ein gutes und wunderschönes Gefühl und ich habe endlich entschieden, dass ich in Wernigerode das ganze Jahr bleiben wollte.

Meine ersten Monate habe ich all die Bewohner im Wohnheim „Thomas Müntzer“ kennengelernt. Danach habe ich einen Vortrag gemacht, um mit ihnen zu arbeiten und ich kann mit Glück sagen, dass ich bis heute diesem Vortrag folge. Ich habe eine Gedicht-Leine organisiert und alle vierzehn Tage lesen wir Gedichte alle zusammen. Im Wohnheim gibt es viele Menschen, die richtige Gedichte schreiben und ich weiß es ganz sicher, weil ich Literatur studiert habe. Ich versuche jede zweite Woche diese Gedichte von Deutsch in Spanisch zu übersetzen, um alles zusammen lesen zu können. Für mich ist diese Erfahrung jedes Mal wundervoll und ich weiß jetzt, dass ich diese Gedicht-Leine so sehr vermissen werde. Es gibt 43 Bewohner im Heim und ich kann sagen, dass ich mit jedem gearbeitet habe und ich habe auch so viel mit euch gelernt. Es ist ja kompliziert, wenn man an die Zeit denkt. Ich habe das Gefühl, dass gestern Weihnachten war. Gestern war alles Fröhlichkeit und es gab noch Schnee auf dem Boden, dann habe ich ganz plötzlich meine Augen aufgemacht und es ist jetzt fast August, ich bin natürlich andere Person, die mehr Sachen kennt und auch die Wolken ziehen noch vorbei.

Ich will noch nicht an den Abschied denken, weil das nicht mein Thema ist. Ich will meine letzte Tage im Wald geniessen und die Tage mit den Bewohner verbringen. Es ist richtig, dass ich viele tolle Menschen hier kennengelernt habe und ich will noch ihr Lachen hören und ihre Augen sehen, weil ich denke, dass wir die gleiche Sprache nicht sprechen können, aber wir sehen die gleiche Welt und das reicht. Die Sachen, die ich hier in Deutschland gelernt habe, (werden mich immer begleiten) immer dabei sein. Es ist auch richtig, dass ich momentan mehrere Träume habe und deshalb ist mein Drang stärker jetzt. Niemand weiß genau, was das Leben bringen wird, aber ich kann eigentlich sagen, dass wir einfach weiter laufen müssen, um das zu entdecken.

Vielleicht ist meine Zeit fast vorbei in Wernigerode als Freiwillige, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich an all die Sachen, die ich hier gemacht habe, auch immer erinnern werde. Ich weiß leider auch nicht, ob ich bald nach Deutschland zurückkehren werde. Ich muss noch ein paar Sachen in Mexiko machen und hoffentlich kann ich meinen Master hier machen. Ich drücke nur meine Däumchen! Gerade jetzt will ich nur den Wind und die Vögel im Wald hören, meine letzte Wanderungen machen und nochmal meine Augen zumachen, weil wenn ich sie wieder öffne, werde ich in meiner Heimat sein und ich werde auch bemerken, dass trotz Allem die Wolken noch vorbeiziehen.

Juli 2019
Araceli González Núñez