Um trauriges Kapitel nicht zu vergessen

Tafel zum Gedenken an slowenische Zwangsarbeiter enthüllt
Wernigerode. „Um nicht zu vergessen“ – steht in Deutsch und Slowenisch an der Gedenktafel, die an das Schicksal von Zwangsarbeitern aus Slowenien erinnert. Birgit Tank, Leiterin des zur Gemeinnützigen Gesellschalt für Sozialeinrichtungen gehörenden Thomas-Müntzer-Heims, sagte auf der feierlichen Enthüllung, das im Vorjahr eine Abordnung von Slowenen zu Gast in Wernigerode war. Die Gruppe, die sich mit der Aufarbeitung des nationalsozialistischen Unrechts an ihren Landsleuten befasst, besuchte auch das einstige Haus „Margaretenhof“, heute Müntzer-Heim. Daraufhin ließ Tone Kristan, Präsident der slowenischen Vereinigung der Okkupationsopfer, die Gedenktafel anfertigen und nach Wernigerode schicken.

Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann forderte bei der Enthüllung dazu auf, alles für die Erhaltung ds Friedens zu tun, um so zu verhindern, dass wieder Leid Menschen zugefügt werde, Ihm werde immer wieder bei Schilderungen von Wernigerödern, denen er zum 90. Geburtstag gratuliert, deutlich, dass es Menschen gibt, die zwei Weltkriege miterleben mussten und vielfach alles verloren.

In dem Pflegeheim im Papental wird neben der Gedenktafel auch das Schicksal einer slowenischen Familie nachgezeichnet. Sie wurde am 25. Oktober 1941 vom Mittagstisch weggeholt und musste bis Kriegsende für die deutsche Kriegswirtschaft arbeiten, zunächst in Breslau, dann in den Lagern Juppendorf und Klein Kloden. Am 14. Mai 1944 siedelte man diese Familie nach Wernigerode in das Haus „Margaretenhof“ um, die im ehemaligen Reiswunderwerk, in einer Bäckerei und Schneiderei unentgeltlich arbeiten mussten.

Mit dem Näherrücken der Front waren die Familie und Lagerinsassen nach Lauthental verlegt worden, der letzten Station vor der Befreiung. Vom Bahnhof Goslar aus sei die Heimreise organisiert worden, schildert eine damals Verschleppte. Zunächst aber mussten die Slowenen vier Tage lang unter freiem Himmel auf den Zug warten. Die Heimfahrt habe zwölf Tage gedauert. ,,AIs wir endlich zu Hause ankamen, gab es da nichts mehr was die Nazis nicht vernichtet und die Ganoven uns gestohlen hatten“, schreibt die Überlebende in ihrem Bericht, der anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel im Thomas-Müntzer-Heim ausgelegt war.

Wolfgang Stürzebecher vom Offenen Kanal hielt die kleine Feier im Film fest, der sowohl im offenen Kanal ausgestrahlt werden als auch der slowenischen Vereinigung der Okkupationsopfer übermittelt werden soll.

Andreas Fischer
Harzer Volksstimme , 17.05.2008


Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann und Leiterin Birgit Tank
bei der Enthüllung der Gedenktafel am Müntzer-Heim
Foto: Andreas Fischer