Unser Heim ist keine Endstation
Im Dezember 2014 zog Thomas Nehrkorn in das Wohnheim Thomas Müntzer. Hier leben Menschen mit einer seelischen Behinderung, das heißt, sie sind bereits sehr lange psychisch krank. Vor seinem Einzug war Herr Nehrkorn fast ein ganzes Jahr nur in Krankenhäusern, weil er zu Hause nicht mehr klar kam. Kaum war er entlassen, packten ihn große Ängste und schlimme Gedanken, so dass er freiwillig wieder in die Klinik ging.
Wie sollte es weitergehen?
Ein Platz im Wohnheim wurde ihm angeboten. Wer will da schon hin? Und aller Anfang war auch schwer. Auch hier waren Ängste, Unsicherheit und diese Gedanken, die sich einfach nicht wegschieben ließen. Mit viel Geduld von Herrn Nehrkorn und den Mitarbeitern ging es in kleinen Schritten bergauf. Die Strukturen im Wohnheim gaben Halt. Endlich waren da Verständnis und Anerkennung. Das Netzwerk der helfenden Hände wurde ergänzt durch seine Schwestern, die so oft angerufen wurden. Ein gesetzlicher Betreuer wurde ihm helfend zur Seite gestellt. Nicht zu vergessen sind die ärztliche Betreuung und die regelmäßige Medikamenteneinnahme. Das funktioniert zu Hause manchmal auch nicht so gut. In kleinen Schritten ging es vorwärts. Ein großer Erfolg war, dass nur noch einmal ein kurzer Krankenhausaufenthalt nötig war.
Herr Nehrkorn stabilisierte sich soweit, dass er wieder an ein eigenständiges Leben dachte.
Wie kann das aussehen?
Da er schon viele Aufgaben im Wohnheim übernehmen konnte, wurde überlegt, ob er in der Werkstatt der Lebenshilfe arbeiten gehen kann. Gesagt, getan(Ganz so einfach ist es dann doch nicht). Ab September 2016 ging es los, die Probezeit war bald überstanden, die Arbeit machte Spaß. Nun ging es darum, im Heim loszulassen. Auf dem Gelände des Wohnheimes gibt es noch einen Bungalow, der als Trainingswohnen doch schon etwas mehr Selbständigkeit zulässt aber auch erfordert. Dort zog Herr Nehrkorn im Oktober 2016 ein. Nun wurde er langsam ungeduldig. Eine eigene Wohnung wäre doch ganz toll. Ein wenig sollte er sich noch gedulden, um sich nicht zu überfordern, war der gute Rat der vielen Helfer. Der August 2017 wurde dann ins Auge gefasst für diesen nächsten großen Schritt. Er brauchte auch nicht lange zu suchen, bis sich etwas Passendes fand, eine Einraumwohnung nicht weit von der Arbeit. Wieder waren Anträge nötig und einige Laufereien.
Nun ist es endlich soweit. Ab 1. August steht Herr Nehrkorn wieder auf eigenen Füßen. Ein ambulanter Pflegedienst sorgt dafür, dass es mit den Medikamenten klappt, eine Mitarbeiterin vom Ambulant betreuten Wohnen sucht ihn wöchentlich auf und die Arbeit in der Lebenshilfe gibt Struktur für denTag. Für die weitere Unterstützung stehtihm auch noch sein gesetzlicher Betreuer zur Seite.
Als Dankeschön und zum Abschiednehmen gab es noch mal ein gemeinsames Kaffeetrinken mit selbstgebackenem Kuchen. Als gelernter Bäcker fiel ihm das nicht schwer. Wir werden ihn und seinen leckeren Kuchen ein wenig vermissen, aber wir freuen uns sehr, dass das alles so gut geklappt hat.
Alles Gute für die Zeit da draußen.
Das Heim ist eben keine Endstation.