Abschied ist (k) ein scharfes Schwert

Am 13.7.2022 war es wieder soweit. Die „Plemnitzer“ wollten endlich wieder ein Sommerfest feiern …. Nee, nee, nee, so ein Anfang ist schon das Finale ins Trübsal.

… also zweiter Anlauf:

 

 

32,5 lässt sich so gut wie gar nicht dividieren. Von daher sind die Dienstjahre des Wohnen im „Plemnitztift“-Chefs Matthias Liesegang nicht einfach mal so in ein paar Dekaden zerlegbar. Meilensteine hingegen, im Nachhinein betrachtet, gab es einige. Schon sein Einstieg 1990 hier war ein großer mit historischer Dimension: Die Wende – dieser Aufbruch auch sein Aufbruch. Und das im jungen Alter von 28!

Ein guter Freund, der selbst für kurze Zeit im ehemaligen „Geschützten Wohnheim Plemnitzstift“ gearbeitet hatte und mit dem Matthias Liesegang in Berlin die Turbulenzen des Umschwungs hautnah erlebt hatte, protegierte ihn und sorgte dafür, dass der damalige WH-Leiter, Klaus-Dieter Krebs, einen ambitionierten und ebenbürtigen Nachfolger bekam.

Die Einführung der D-Mark 1990 und die Umstellung auf Euro 2002 waren dann für Matthias Liesegang als gelernten Betriebswirtschaftler Meilensteine seiner eigenen Laufbahn. Einer von der Sorte: „Sicher ist, dass nichts sicher ist.“ (J.Ringelnatz). Jedoch eher dem Gegenteil fühlte sich der „Plemnitzstift“-Chef verpflichtet. Bis heute.

In seiner Dankes- und Erinnerungsrede auf der kleinen Grillparty im Innenhof des „Plemnitsztifts“ am 13.Juli 2022 ließ er die Ereignisse aus den Jahren Revue passieren, die ihm etwas bedeutet hatten und denen er, mit Worten wie aus dem Hut gezaubert, eine Gestalt gab.

Z.B. mit der Erwähnung der ersten Begegnung mit einem Bewohner, nachdem er das Gelände des „Plemnitzstifts“ betreten hatte, der ihn unverblümt um eine Lehrausbildung zum Tischler bat.

Z.B. mit der Schilderung, als das erste „Westauto“ stolz und prahlerisch von einem Mitarbeiter den Arbeitskollegen präsentiert wurde.

Z.B. mit der Geschichte der aufwändigen Sanierung des „Plemnitzstifts“ 2002/2003, als alle für ca.1,5 Jahre „auf das Basisniveau“ des Wohnens zurückgebracht wurden, nämlich im alten Neubaublock im Kohlgarten.

Z.B. mit dem Statement zur Normalisierung und Teilhabe, jedes Jahr und immer wieder gern mitgemacht und umgesetzt zu Christi Himmelfahrt. Die letzte Räuberpistole zu diesem Thema war das Schmettern des Lieds „Heidewitzka, Herr Kapitän“ am Badestrand des Süßen Sees, gleichermaßen laut vorgetragen von Bewohnern und Betreuern. Und Matthias Liesegang.

Z.B. mit der Story über die beiden Hochzeiten, die es bei uns in den Jahren 1990 und 2021 zu feiern gab, und die Herzensangelegenheiten des Chefs waren.

Bevor der Sommerabend mit Snacken, Klönen & Schlemmen seinen Lauf nahm, bedankte sich Matthias Liesegang in sehr herzlicher Art und Weise bei seinem Team für die gute Zusammenarbeit, die, so seine Mundart, geprägt war von „Teamgeist, gegenseitiger Wertschätzung und Affärenlosigkeit“. Gleichermaßen drückte er seinen Dank gegenüber der Geschäftsführung aus, u.A. wegen „sachbezogener Dialoge“, gut dosierter Investitionen und passgenauer Fortbildungen.

Und zuversichtlich gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass seine Nachfolgerin Frau J.Olszewski die „Zeit für Veränderung“ verantwortungsvoll angeht, und dafür wünschte er ihr viel Glück.

Der Abend, den einige Bewohner sehr genossen, weil sie gern den „Geschichtchen“ ihres Matthias lauschten und in seiner Nähe selbst Erinnerungen in sich geweckt sahen, hätte noch 3 Stunden oder länger andauern können, wenn nicht ein heftiger Regenguss die Versammelten aufgescheucht hätte.

Trotzdem: Auch dafür vielen Dank! Nach oben!

Wohnen im „Plemnitzstift“ / Mike Horn / 22.Juli 2022