Dreimal anstehen – alle wollten nach Tegel

In Oranienburg lebte ich 1989 im Haus Annagarten, welches zum Diakonissenmutterhaus Elbingerode gehörte. Ich war 22 Jahre Diakonisse, von 1975 bis 1998. Im Annagarten wohnten geistig behinderte Frauetn. Mit ihnen fuhren wir das erste Mal nach Westberlin. Es war wohl im Dezember 1989.

Dreimal mussten wir anstehen. Zuerst auf dem Busbahnhof Oranienburg, denn Massen von Menschen aus ganz Mecklenburg bis hoch zur Ostsee kamen hierher. Alle wollten mit dem Bus nach Berlin-Tegel. Endlich waren wir mit unserer Gruppe im Bus und passierten die Grenze. Dort hieß es: Ausweis vorzeigen!

Dann wieder Anstehen, um die 100,- DM Begrüßungsgeld abzuholen. Weiter ging es in die „Kaufhalle“. Dort staunten wir über das große Angebot, das wir aus der DDR nicht kannten.

Und wieder hieß es anstehen: diesmal an der Kasse. Vom vielen Anstehen wurde einigen schlecht und wir gingen zur Apotheke. Und welch ein Wunder – die Türen öffneten sich von selbst, wie bei Alibaba und dem Spruch: Sesam, öffne dich“.

Monika Treblin
Wernigerode, 12.09.2019