Struktur und Halt

20 Jahre GSW-Tagesstätte „Haus der Hoffnung“

Seit 20 Jahren sind seelisch gehandicapte Menschen im Haus der Hoffnung gut aufgehoben. Auf dem Gelände des Plemnitzstiftes teilte sich die Tagesstätte in den ersten Jahren den Platz noch mit dem Schulgarten der Diesterwegschule, was den Tagesgästen immer schöne Abwechslung brachte. Sie mochten es, den Kindern zuzuschauen, wenn sie sich als kleine Gärtner betätigten. Als der Schulgarten abgeschafft wurde, schenkte die Firma Ronnenberg der Einrichtung einige Bäumchen, die von den Schützlingen gepflanzt und gepflegt wurden und sich im Laufe der Jahre zu stattlichen Schattenspendern entfaltet haben.

Ute Festerling, die bei der GSW in diesem Jahr ihr 25jähriges Dienstjubiläum begeht, ist seit 19 Jahren hier die Leiterin. Sie weiß, was die Menschen, die an Depressionen, Schizophrenie, Phobien oder anderem Seelenschmerz leiden, an dieser Einrichtung haben: Hier bekommt ihr Tag eine Struktur, hier finden sie Gesellschaft und Beschäftigung, und hier können sie, die meist nur kleine Wohnungen haben, sich frei bewegen – im großen, 2009 angebauten Aufenthaltsraum oder in dem parkähnlichen Garten.

Die 20 Plätze sind stets ausgebucht. Die Frauen und Männer bekommen hier Ergotherapie, Gedächtnistraining, gehen mit dem PC um, werden auch sportlich gefordert; sie gehen einkaufen, bereiten das Essen mit vor, und eine oder einer darf dann mit Ute Festerling zusammen kochen. Was in den ersten Jahren undenkbar war, hat sich zu ihrer Freude schön entwickelt: Manche von den Gästen, wie sie bezeichnet werden, verabreden sich auch außerhalb der Tagesstätte, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Im Sommer steht auch Gartenarbeit täglich auf dem Programm. Bei Trockenheit gibt es in dem großen Gelände viel zu gießen.

Manch jüngerer Gast konnte so weit stabilisiert werden, daß er in der geschützten Werkstatt arbeiten kann. Wer arbeitet, darf auch feiern. Liebevoll werden die Geburtstagskinder bedacht, Ostern, Weihnachten und Halloween werden gemeinsam begangen, es gab schon Picknicks auf der Wiese und kleine Sportfeste, und zum 20. Geburtstag spendierte die GSW als Trägerin der Einrichtung für alle eine Fahrt mit der Schloßbahn.

Ansonsten finden sich für das Haus der Hoffnung keine Sponsoren. „Wir haben keine Lobby, so wie z. B. die Lebenshilfe“, sagt Ute Festerling ein wenig traurig. „Geistig Behinderte gehen anders auf Menschen zu, sie zeigen Freude und Anhänglichkeit. Das kann man von unseren Gästen nicht erwarten, und damit kommen sie eben nicht so gut an.“

Quelle: Neue Wernigeröder Zeitung 16/20 | Text: Ch. Trosin